Orgelsanierung an Frauenfrieden

Die Sanierung der Hauptorgel an Frauenfrieden

Es ist wie ein roter Faden, der durch die Geschichte von Frauenfrieden führt: Geldmangel. Dass dieser Aspekt der Geschichte der Kirche sich in einem so kostspieligen Gegenstand wie der Orgel widerspiegelt, erscheint mehr als nachvollziehbar. Aus diesem Grund wurde die von der Firma Späth aus Ennetach ursprünglich geplante Orgel, mit 70 Registern, nie realisiert. Stattdessen lieferte die gleiche Firma ein kleineres Instrument mit 30 Registern und einem vorläufigen Spieltisch. Diese Behelfsorgel von 1930 (erste Pfeifen waren bereits 1929 zur Kirchweihe verbaut) wurde 1957 von der Firma Späth erweitert und ein neuer Spieltisch geliefert. 1996, also knapp vierzig Jahre nach der Erweiterung (Ausreinigungen und Sanierungen einer Orgel sollten in einem Intervall von 20 bis 25 Jahren erfolgen), wurden die Ausfallerscheinungen am Instrument so groß, dass die Gemeinde sich zum Handeln gezwungen sah.

Aus Kostengründen wurde durch die Firma Sauer aus Höxter zwar ein technisch neues Instrument mit einem neuen Spieltisch gebaut, wobei jedoch auf die Pfeifen von 1929/1930 und Register der abgebauten Chororgel des Doms (Walcker 1951) zurückgegriffen wurde. Lediglich 16, der insgesamt 45 Register wurden im Jahr 1996 neu gearbeitet. Die Pfeifen von 1930 sind als Klangträger dieser Orgel nicht hoch genug zu schätzen. Sie sind grundtönig, aus wertigem Material und klangstark ohne brachial zu sein. Die 1920er und 30er-Jahre sind eine wichtige Etappe im Orgelbau gewesen, in der romantische Hörgewohnheiten und romantische Instrumentenbaukunst mit dem Bedürfnis vorbarocke und barocke Musik zu musizieren, kombiniert wurden.

Der Sparzwang beim Neubau 1996 führte außerdem dazu, dass manche Register nicht vollständig ausgeführt wurden. So kommt es in tiefen Bereichen bei den Trompeten vor, dass eine Pfeife für zwei Register klingt. Bei der Durchsicht der Orgel ergaben sich auf technischer Seite wenige Mängel, die allerdings behoben werden müssen. Dazu zählt die Erneuerung der gesamten Elektrik, die sich zunehmend als störanfällig erweist und für die kaum noch Ersatzteile zu beschaffen sind. Der 1996 ausgeführte technische Neubau der Orgel ist grundsätzlich solide ausgeführt, was eine Investition in die Späth-Sauer-Orgel rechtfertigt.

Was ist also zu tun?
Reinigung und technische Instandsetzung

  • Ergänzung eines zweiten Gebläses
  • Verbesserung des Arbeitsschutzes
  • Austausch minderwertiger Pfeifen und Ergänzung notwendiger Register
  • Neuintonation nach dem Vorbild der 1920er – und 1930er Jahre
  • Ergänzung bereits 1996 angedachter und nie verwirklichter Teile

Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt circa 250.000 Euro, wobei das Bistum Limburg das Projekt finanziell unterstützen wird. Durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine sind die Preise für Zinn, einen Bestandteil von Orgelpfeifen, derart in die Höhe geschossen, dass die Gesamtkosten nun bei circa 260.000 € liegen und das angedachte Glockenspiel nicht verwirklicht werden kann. Warum in die Orgel investieren und warum ist die Summe derart hoch?

Wie bereits beschrieben, wurde 1996 beim Bau der heutigen Orgel in einem sehr hohen Maße auf Altpfeifenbestand zurückgegriffen. Das spart Geld für die Herstellung von Pfeifen, führt jedoch dazu, dass der Klang nicht immer einheitlich ist und leider auch mehr oder min-der Altmetall verbaut wurde. Dies kann durch eine komplette Neuintonation behoben werden, aber auch dadurch, dass die nicht mehr nachhaltig zu erhaltenden Pfeifen entfernt und sinnvoll ersetzt werden. Der Schatz unserer Orgel sind die Register der 20er- und 30er-Jahre, die, bis auf die Klais-Orgel der Kirche Sankt Bernhard im Nordend, nicht mehr in der Stadt zu hören sind, sie wurden alle Opfer des Krieges. Sie sind nicht nur Trägerinnen des Klanges, sondern vom Material her das beste und haltbarste, was man sich vorstellen kann. Ferner verbinden uns diese Klänge mit den frühen Jahren unserer Kirche und damit mit den Frauen, die diese Kirche initiiert haben. Es ist ein kleiner Wink der Geschichte, dass der Krieg gerade in der Friedenskirche der Stadt Frankfurt, diese Klänge verschont hat. Ein wahrer Schatz also!

Die hohe Gesamtsumme erklärt sich weiterhin dadurch, dass jede der über 2600 Pfeifen von Hand gereinigt und sorgfältig instandgesetzt und intoniert werden muss, was einen erheblichen Aufwand an Arbeitsstunden von Fachleuten mit sich bringt. Die Orgel ist ein Instrument der gesamten Gemeinde. Sie wird für die Menschen vor Ort gespielt und ist darüber hinaus ein Sinnbild für unser Zusammenleben. So gibt es große und kleine Pfeifen, runde und eckige, laute und leise. Manche von ihnen stehen am Rand, manche in der Mitte und manche bemerkt man gar nicht, und doch sind sie alle da, gehören zusammen und haben alle ihren Platz in unserer Frauenfriedenskirche.

(Text: Christos Theel)

 

Was ist zu tun / Teil I
Was ist zu tun / Teil II
Die neue Disposition