San Juan de la Cruz (Guatemala)

Neuigkeiten aus der Partnergemeinde in Guatemala

 

Jahresbericht von Padre Pedro Jaramillo Rivas über die Situation in unserer Partnergemeinde „San Juan de la Cruz“ und ihrem Sozialwerk „Módulos de Esperanza“ basierend auf dem Schreiben von Padre Pedro vom 3. November 2021

Lieber Gerardo, liebe Mitglieder unserer Partnergemeinde in Christ-König/Praunheim/Frankfurt,

entschuldigt bitte die selten gewordenen Schreiben von mir, aber das „Hilfsprojekt gegen den Hunger“ erfordert unglaublich starken Einsatz meinerseits, dazu kommen die ganzen Verpflichtungen und Tätigkeiten meiner Gemeinde, z.B. 6 (!) sonntägliche Gottesdienste. Gott sei Dank normalisiert sich langsam die Lage, auch wenn noch längst nicht alles wieder so ist wie vorher. Du hattest mich nach Einzelheiten meiner Biographie gefragt:

Ich komme aus der Mancha, der Heimat des berühmten Don Quijote de la Mancha. Zum Priester wurde ich in Rom geweiht, wo ich auch mein Abschlussexamen in Theologie und dem Studium der heiligen Schrift abgelegt habe. Danach bin ich in meine Heimatdiözese nach Ciudad Real zurückgekehrt und habe dort angefangen Bibel-Unterricht am Priesterseminar zu geben. Dann aber bat ich den Bischof mir eine Priesterstelle in einer neugegründeten Pfarrgemeinde in einem Armenviertel zu übertragen. Im Anschluss war ich wieder für 5 Jahre in Rom als Beauftragter für Nothilfe-Operationen für CARITAS-International. Danach war ich 2 Jahre Sekretär von CARITAS-Spanien und hatte in dieser Zeit viel Kontakt zu CARITASDeutschland.

In allen meinen Jahren in Rom, verbrachte ich die Sommer oft als Priester (Urlaubsvertretung) in einigen deutschen Gemeinden, speziell in Nürnberg und in Düsseldorf. Ich kam 2005 nach Guatemala und der Kardinal setzte mich als Ersatz für den verstorbenen Padre Ramón Adán Stürtze in Ihrer Partnergemeinde San Juan de la Cruz ein. Meine Arbeit hier kennt ihr ja bestens. 2.) Aktuelle Aktivitäten des Sozialprogramms der Gemeinde von Módulos de Esperanza: Wir haben aktuell zwei Hauptprogramme, unsere „Sternchen“: A) Das Hort-Projekt für Kinder (Ernährung und Hausaufgabenbetreuung zur Verbesserung der schulischen Leistungen) das sofort im Januar 2022 wieder einsetzt, wenn das neue guatemaltekische Schuljahr beginnt und hoffentlich Präsenz-Unterricht wieder genehmigt wird. B) Das Berufsausbildungs-Programm für Jugendliche. Auch das wurde von der Pandemie stark betroffen, dennoch haben 14 Jugendliche die Ausbildung abgeschlossen, von denen 9 bereits eine Festanstellung haben. Zum Jahresende werden weitere 8 die Ausbildung abschließen. In 2022 ist vorgesehen, dass 22 Azubis das erste Lehrjahr beginnen und hoffentlich normalisiert sich dann wieder alles. Die „Duruelo-Stipendien“ wurden weiter vergeben, aber da kein Präsenz-Unterricht stattgefunden hat, waren die zugeteilten Summen niedriger. Wir hoffen, dass im neuen Schuljahr, das Mitte Januar beginnt, alles normal und mit Präsenz-Unterricht sein wird.

Wegen der Pandemie haben wir zwei weitere Sozialprogramme eingeführt.

A) Die monatliche Versorgung von 1400 der ärmsten Familien – speziell die in den Barranco-Abhängen – mit Not-Lebensmittelrationen – durchgeführt von einer außerordentlich engagierten Gruppe von Freiwilligen aus der Gemeinde. Mit diesen Familien hat sich eine sehr schöne Beziehung von Nähe und Freundschaft entwickelt. Zum Drei-Königsfest haben die Kinder dieser Familien von Freiwilligen eine persönliche Verteilung von Spielzeug organisiert. Mehr als 1000 (!) Kinder haben dabei mitgemacht.

B) Wir haben für alle Menschen unseres Stadtteils, die die Schule abgebrochen hatten, ein offizielles Programm des Erziehungsministeriums eingeführt. Es heißt PRONEA (Programa Nacional de Educación Alternativa – Nationales Programm der Alternativerziehung) mit 32 Freiwilligen – alles ausgebildete Pädagogen und Erzieher – die sich zum Motto gemacht haben: „Alles was ich weiß, das gebe ich dir“. In wenigen Tagen werden Mitarbeiter des Ministeriums 150 Diplome an diejenigen verteilen, die den ersten Zyklus abgeschlossen haben und 15 Diplome an diejenigen, die das Abitur (Sekundarschulabschluss) bestanden haben. Das war eine große und mühevolle Aufgabe. Und als sie ihre Zeugnisse in den Händen hielten – glaubten viele nicht, dass dies wahr geworden sein könnte. Aber wir sind sicher, dass es nächstes Jahr noch viel mehr Einschreibungen geben wird als die 500 in diesem Jahr.

Die Not vieler Leute hat zugenommen und das merkten wir auch am Ansteigen der Notwendigkeit persönliche Almosen zu geben. Mehr als uns lieb war, aber die Notsituationen waren einfach zu groß.

An die obdachlosen Menschen, die auf der Straße leben – viele von ihnen Alkoholiker – verteilen wir täglich ein Brötchen und einen Kaffee. Mit ihnen ist auch eine sehr schöne Beziehung entstanden. Sie haben viel Vertrauen in uns. Sie helfen uns sogar die Lasten abzuladen, wenn wir die Lebensmittel-Verteilung vorbereiten.

Das sind unsere Aktivitäten, Tag für Tag….. Unser herzlicher Dank geht an alle, die uns helfen, wir danken ihnen von ganzem Herzen und beten für sie. Eine herzliche Umarmung für euch alle!

Pedro

Fragen und Kommentare bitte an Gerhard Strecker, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Guatemala 1

Bildnachweis: © Padre Pedro Jaramillo Rivas

 

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Harte Zeiten, aber Anerkennung von allerhöchster Stelle
An Pfingsten 2021 schellte das Telefon bei Padre Pedro. Er meldete sich: „Padre Pedro Jaramillo, wer spricht dort?“
„Es spricht Papst Francisco“. Dann dankte er ihm für seine Arbeit, erkundigte sich nach dem Befinden des inzwischen 80 jährigen Padre Pedro und wünschte ihm alles Gute für die Zukunft.
Der Grund dieses ungewöhnlichen Anrufs ist wahrscheinlich weniger die außergewöhnliche gute Arbeit in seiner Gemeinde San Juan de la Cruz und dem Sozialwerk „Módulos de Esperanza“, sondern mehr noch Padre Pedros Buchautorenschaft zur Enzyklika „Evangelii gaudium“ (Die Freude im Glauben) und seine Priester-Fortbildungstätigkeit zwischen Mexiko, Karibik und Kolumbien, um die neuen Direktiven aus Rom unter die Priesterschaft zu bringen.
Vermutlich hat sich Papst Franziskus aber vor dem Anruf sehr kundig gemacht und beide Aspekte im Auge gehabt.
Jedenfalls ist es doch eine wunderbare Anerkennung unserer Partnergemeinde, die wir seit 40 Jahren unterstützen.

 

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Am 27.06.2021 schrieb Padre Pedro zur allgemeinen Situation:
Gerardo: Teile Hugo Wisur bitte mit, dass die Überweisung gut angekommen ist.
Wir alle danken von ganzem Herzen für eure ungeheure Ausdauer. Wir beten für jeden von euch, ihr treuen Freunde und Freundinnen.
Die Situation in Guatemala bleibt sehr problematisch: Die Fälle an Covid-Erkrankungen steigen an, der Impfstoff kommt nicht…… Aber der Hunger in den Stadtteilen unserer Gemeinde steigt ständig, vor allem in den neuen Slums an den Rändern der Schluchten.
Unsere Gemeinde-Teams der Hungerhilfe arbeiten mit großer Hingabe und unglaublichem Engagement. Sie versorgen jetzt monatlich 1450 Familien – darunter viele alleinstehende alte Frauen und alleinerziehende Mütter – mit dem Allernotwendigsten. Sie bringen die Lebensmittel zu den Häusern der Bedürftigen. Die Dankbarkeit der Leute ist grenzenlos.

 

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Am 2. März 2021 schrieb Padre Pedro zum Stand der Ausbildungsaktivitäten:
Den 24 jugendlichen AZUBIS geht es gut. Sie hatten keine Probleme Nur während 10 Tagen konnten sie nicht ins Berufs-Ausbildungszentrum der Salesianer gehen, weil der Wächter des Parkplatzes, den die Jugendlichen nicht einmal kennen, positiv getestet worden war. Ich glaube, sie machen das eher wegen der Lehrer. Gestern, am Montag ging der Ausbildungsbetrieb dann normal weiter. Wir haben jetzt eine Freiwillige, die eine große Expertin in den neuen Technologien ist. Sie bietet eine ganze Reihe von virtuellen Kursen an, die mit Zertifikaten und Diplomen abgeschlossen werden. Einige davon werden sogar von der Universität Complutense in Madrid anerkannt.
Im Moment machen sie einen Kurs, der von der Real Academia de la Lengua (Königliche Akademie der Sprache) anerkannt ist, um die spanische Sprache und das Leseverständnis zu verbessern.
Diesen machen alle, auch die gerade in Berufspraktikas stehen. Aber besonders diejenigen, die IGER (Guatemaltekisches Institut für Fernstudium via Radio) abgeschlossen haben und die jetzt Zeit haben.